Keine Zustimmung werden die Grünen dem Mobilitätsleitbild in der heutigen Gemeinderatssitzung geben. „Zwar finden sich in dem Konzept begrüßenswerte Initiativen für den Radverkehr und den Öffi-Ausbau. In Wahrheit ist das Leitbild aber ein Trojanisches Pferd, in dem an zahlreichen Stellen der Bau von Autobahnen versteckt ist. Dem nicht genug wird in dem Papier sogar der Bau einer neuen Transit-Autobahn quer durch den Linzer Süden erstmals uneingeschränkt befürwortet“, erläutert die Linzer Umweltstadträtin Eva Schobesberger. „Diese Autobahn schlägt eine Schneise durch Wohngebiet und wichtiges Grünland. Das darf die Stadt auf keinen Fall befürworten“, so Schobesberger weiter.
466.000 Wege hat den Untersuchungen für das Mobilitätseitbild zufolge im Jahr 2012 in Linz der motorisierte Individualverkehr zurückgelegt. Dass für das Jahr 2030 ein gleichhoher Anteil an absolvierten Strecken mit Auto, LKW, Moped oder Motorrad prognostiziert wird, zeigt wie ambitionslos das Konzept in Wirklichkeit ist. „Sich nur vorzunehmen, dass die Zahl der Wege mit dem Pkw 2030 nicht steigen, ist viel zu wenig. So lässt sich die verkehrspolitische Geisterfahrt der vergangenen Jahre und Jahrzehnte nicht stoppen. Ziel muss sein, den öffentlichen Verkehr und das Angebot für RadfahrerInnen und FußgängerInnen entscheidend auszubauen, damit die Fahrten mit dem Auto bereits in den kommenden Jahren zurückgehen“, betont Helge Langer, Klubobmann der Grünen Linz.
Stattdessen ist mit dem mal mehr mal weniger offensichtlichen Autobahnschwerpunkt ein Trojanisches Pferd in das Mobilitätsleitbild geschmuggelt worden. So ist gleich an mehreren Stellen davon zu lesen, das hochrangige Straßennetz – sprich Autobahnen – zu komplettieren und Lücken zu schließen. Neben dem Westring wird dabei insbesondere die Ostautobahn hervorgehoben. Die „überregionale Anbindung im Transeuropäischen Verkehrsnetz“ wird dabei explizit als Ziel genannt (S.29). „Was hier immer als Tangente bezeichnet wird, ist, wenn man in der Geometrie bleibt, in Wahrheit eine Sekante, die das Stadtgebiet nicht an einem Punkt berührt, sondern durchschneidet“, macht Schobesberger deutlich.
Obwohl durch diese Schneise ein Naturschutzgebiet zerstört würde, Tausende Autos an den Balkonen der Menschen in Ebelsberg vorbeidonnern und noch mehr Lärm und Abgase produzieren würden, hat die Stadt ihren Widerstand gegen diese Transitautobahn anscheinend aufgegeben. „Damit zeigt sich einmal mehr, dass man nichts verstanden hat. Mit diesem Projekt bekämpft man nicht die Transitlawine sondern die Umwelt und befeuert zusätzlich die Klimakrise“, sprechen sich Schobesberger und Langer einmal mehr für eine Verkehrspolitik aus, in der öffentlicher Verkehr, RadfahrerInnen und FußgängerInnen im Mittelpunkt stehen.
Positive Ansätze im Radverkehr, jahrzehntelang diskutierte Öffi-Projekte umsetzen!
Dabei finden sich im Mobilitätsleitbild auch positive Vorhaben, die insbesondere dem Radverkehr zugute kommen – darunter der Bau weiterer Radrouten, eine verbesserte Anbindung an die Industriezeile sowie die Realisierung eines zusammenhängenden Radwegenetzes im Linzer Süden. Genauso sind beim Ausbau des öffentlichen Verkehrs viele wichtige Projekte festgehalten auf die sowohl LinzerInnen als auch PendlerInnen seit Jahrzehnten warten – etwa eine zusätzliche Schienenverbindung im Osten der Stadt. „Das Geld muss endlich in die Umsetzung dieser Projekte fließen anstatt in Autobahnschneißen vergraben zu werden. Das vorliegende Mobilitätsleitbild bietet aber nur wenig Anlass für Optimismus, dass der verkehrspolitische Turnaround in absehbarer Zeit gelingt“, so Langer abschließend.
24.09.2020